Das Bewegungsernährungsmobil besteht aus 2 Bausteinen: Die Bewegung und die Ernährung. Beides wird spielerisch und nicht belehrend eingesetzt. In dem Übergangswohnheim „das blaue Dorf“ in Bremen-Grohn und dem Übergangswohnheim Arbergen fand in der Zeit von Mai bis September 2017 eine wöchentliche Aktion für drei Stunden statt. In dieser Zeit wurden die Außengelände zum Treffpunkt für Kinder und Erwachsene – also ein Ort für Spiel und Bewegung direkt vor der Tür.
Motivation und Ansatz
Der Verein SpielLandschaftStadt setzt sich für die Schaffung und den Erhalt einer kinder- und familienfreundlichen Umwelt, die Stärkung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und die Verwirklichung der Rechte der Kinder, wie sie in der UN-Kinderkonvention festgelegt sind, ein. Seit 2007 bietet der Verein das Bewegungsernährungsmobil Bemil in den Stadtteilen an, um Kindern im Alter zwischen drei und zwölf Jahren Bewegung und gesunde Ernährung spielerisch näher zu bringen. Ziel ist es, Flüchtlingskindern in ausgewählten Übergangswohnheimen in ihrer körperlichen und in der psychosozialen Entwicklung zu unterstützen und die deutsche Sprache spielerisch zu erlernen. Dies bewirkt automatisch den Abbau sozialer Spannungen. Wir bringen Kisten, Bretter, Bälle, Fußballtore, Seile, Malkreide und vieles mehr mit, aus denen die Kids kreativ etwas bauen oder spielen können. Die Übergangswohnheime sind aus Containern zusammengesetzt. Durch die beengten Verhältnisse in den Container-Dörfern gibt es immer wieder Frustsituationen und Spannungen unter den Bewohnern, die dann auch auf die Kinder übergehen. Fehlende Spielmöglichkeiten, sowie der geringe Kontakt zu Bürgern in der Nachbarschaft tun ein weiteres, um sich in diesen Dörfern zu isolieren.
Ideen und Konzept
Der Einsatz durch das Bewegungsernährungsmobil stärkt nach kurzer Zeit den Gemeinschaftssinn, das Erlernen von Regeln („wir bauen alle gemeinsam auf und auch wieder ab“), sowie das Lösen von Problemen. Die Grundidee einer Bewegungsbaustelle ist die Förderung der kindlichen Motorik mit Materialien, die die Kinder zu Spiellandschaften gestalten können. Dabei wird die Kreativität und das Selbstvertrauen der Kinder angesprochen, indem sie ihren Bewegungsdrang und ihre Ideen im Umgang mit verschiedenen Materialien ausleben können. Außerdem werden die Selbständigkeit und die Fantasie der Kinder angeregt.
Die Materialen, die zum Bau der Bewegungslandschaften benötigt werden sind u.a. Kisten, Bretter, Tonnen, LKW-Schläuche, Stangen, Tücher und Rohre, die von den Kindern zu Türmen, Schaukeln, Kletter- und Bewegungslandschaften gestaltet werden. Zum Materialangebot gehören aber auch spezielle psychomotorische Geräte wie, Bälle, Ringe, Hula-Hup Reifen, Springseile, Hüpfbälle, Pedalos und Indiaca.
Konzipierung einer Bewegungsbaustelle
Grundsätzlich gestalten die Kinder ihre Spielsituation selber, Erwachsene geben beim Bauen lediglich Hilfestellungen und sind nur Beobachter.
Die Kinder erleben Bewegungssituationen, die sie nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen planen, bauen und umgestalten können. Sie erfahren vielfältige Bewegungsmöglichkeiten ihres eigenen Körpers, beim Austoben, Balancieren, Bauen oder wenn sie sich zur Erholung in eine selbstgestaltete Höhle verkriechen können.
Mit den angebotenen Materialien können u.a. Wippen, Rampen, Türme, Höhlen, Labyrinthe und vieles mehr gebaut werden, die kindliche Fantasie kennt dabei bestimmt keine Grenzen. Durch die regelmäßige Teilnahme des Bewegungsernährungsmobils wird eine Vertrauensbasis zu den Kindern und Eltern aufgebaut. ooperationspartner waren Erzieher*innen, die sehr dankbar über diese zusätzliche Möglichkeit waren. SpielLandschaftStadt begleitet diese wöchentliche Aktion personell mit einer Fach- und einer Hilfskraft. Die eingesetzte Bewegungsbaustelle mit ihren flexiblen Einzelteilen – wie losen Brettern, Kästen, Leitern und vieles mehr – ermöglicht den Kindern ein sehr selbständiges, Soziales und kreatives Spiel. Auf niedrigschwelliger Ebene erlernen die Kinder Regeln und das soziale Miteinander. Einige Eltern, die am Anfang nur zugeguckt haben, fingen an, gemeinsam mit ihren Kindern zu spielen. Sie lernen in regelmäßigen Abständen außerdem gesunde und leckere Ernährung spielerisch kennen. Das regelmäßige mehrmonatige Angebot gibt Zeit und Raum um neue Kontakte und Freundschaften zu schließen. Besonders bei den unterschiedlichen ethnischen Gruppen ist dies besonders wichtig. Bei den regelmäßigen Spielangeboten ist es bereits gelungen, Kontakt zu den Eltern aufzunehmen. Viele Kinder und auch deren Eltern sind durch die Flucht stark traumatisiert und das Leben in den beengten Verhältnissen eines Übergangwohnheimes, sowie die fehlende Privatsphäre haben bei vielen Bewohnern Aggressionen aufgebaut. Im Übergangswohnheim Arbergen fand die Spielaktion mit Bemil in den Sommermonaten statt. An 15 Terminen, in den Sommerferien zweimal wöchentlich vormittags, konnten Kinder auf dem Gelände des ÜWH spielen, bauen und klettern. Durch die enge Kooperation mit den Mitarbeiter*innen vor Ort waren die Termine sehr gut begleitet. Durchschnittlich 20 Kinder zwischen 2 und 12 Jahren kamen zum Spielen und es war schön zu erleben, dass mögliche Hemmschwellen und Kommunikationsschwierigkeiten kein Problem darstellten. Die Kinder nahmen die Angebote, vor allem die Bewegungsbaustelle, sehr gut an und neu gelernte Spiele wurden sehr gerne wiederholt. Viele völlig neue Einsatzmöglichkeiten der Bewegungsbaustelle wurden von den Kindern entwickelt und wir waren begeistert von ihrer Kreativität.